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Liegt die Zukunft der Energiewende in Kneipengesprächen?

Kleine Solaranlagen für Balkon oder Terrasse gibt es schon seit mehr als zehn Jahren. Bis vor kurzem waren sie aber Nischenprodukte, die vor allem von technikbegeisterten Männern ab 45 Jahren angeschafft wurden - diese Gruppe ist in Nutzerumfragen immer noch mit über 90 Prozent vertreten. Damals verhinderten verschiedene Hemmnisse den Durchbruch von Balkonkraftwerken und die Etablierung eines Massenmarktes. Ein Grund dafür war zum Beispiel die Frage des Anschlusses an das Stromnetz im Haus oder in der Wohnung – was mittlerweile ja zum Glück geklärt werden konnte. Erst wenn der Energieertrag des eigenen Balkonkraftwerks zum Thema von Kneipengesprächen wird, sorgt das für mehr Akzeptanz der erneuerbaren Energien. Durch Balkonkraftwerke bleibt die Energiewende nicht abstrakt, sondern Bürgerinnen und Bürger können sich selbst und direkt beteiligen. Wenn man so will, ist diese psychologische Wirkung wichtiger als die reale Energiegewinnung aus den Anlagen. Balkonkraftwerke können aktuell einen Wirkungsgrad von bis zu 20 Prozent erreichen. Das bedeutet, dass sie ein Fünftel der eingestrahlten Sonnenenergie in elektrischen Strom verwandeln. Die besten Siliziumsolarzellen auf dem Markt kommen auf einen Wirkungsgrad von etwa 24 Prozent. Im Labor wurden schon 26,8 Prozent gemessen, wie in der Fachzeitschrift "Science" geschrieben wurde. Das theoretische Maximum bei Siliziumsolarzellen liegt bei 29,4 Prozent. In "Science" verkündeten kürzlich außerdem zwei Forschergruppen, Solarmodule mit einem Wirkungsgrad von mehr als 30 Prozent entwickelt zu haben. Möglich wurde dies durch ein sogenanntes Tandemverfahren: Dabei wird der Siliziumsolarzelle, die hauptsächlich rotes und infrarotes Licht nutzt, eine Perowskitsolarzelle, die auch grünes und blaues Licht verwerten kann, vorgeschaltet. Dies zeigt, dass die Stromgewinnung durch Solarmodule – auch von Balkonkraftwerken – noch längst nicht ausgereizt ist.

 

Balkonkraftwerke müssen nicht fest aber sicher installiert werden

Ein Vorteil von Balkonkraftwerken ist, dass sie nicht fest installiert werden müssen und man sie bei einem Umzug einfach mitnehmen kann. Zu beachten gilt jedoch, dass diese Solarmodule Windlasten standhalten müssen. An einem Geländer angebracht, kann das Modul wie ein Segel wirken. Dementsprechend sollte es gut befestigt und bei Unwetterwarnung eventuell auch abgebaut werden. Außerdem ist es ratsam, das Balkonkraftwerk in die Gebäude- oder Privathaftpflichtversicherung aufzunehmen, falls es sich doch losreißen und Schaden anrichten sollte. Bei einer in Deutschland installierten Leistung erneuerbarer Energien von fast 142 Gigawatt machen die 0,1 Gigawatt der Balkonkraftwerke nicht viel aus. Dennoch leisten sie vielen Experten zufolge einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Umsetzung der Umstellung auf treibhausgasfreie Stromerzeugung. Und außerdem: Würden zehn Prozent der deutschen Haushalte eine 800-Watt-Anlage betreiben, käme eine installierte Leistung von immerhin 3,2 Gigawatt zusammen.

 

Bei Einspeisung ins Netz gibt es keine Vergütung

Bei großen Solaranlagen ist die Einspeisung ins allgemeine Stromnetz üblicherweise vorgesehen, bei den Balkonkraftwerken jedoch nicht. Wenn der Betreiber einer Minisolaranlage den erzeugten Strom nicht sofort verbraucht, kommt er der Allgemeinheit zugute, ohne dass der Betreiber eine Vergütung erhält. Wer das nicht möchte, sollte das Anschalten von Stromverbrauchern in seiner Wohnung per Zeitschaltuhr steuern oder sich einen Stromspeicher anschaffen.

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